Das ein Vierteljahrhundert nach dem frühen Selbstbildnis (1858, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 971) entstandene repräsentative Bildnis der ruhig auf einem Sofa sitzenden Gattin des Künstlers verdeutlicht im Vergleich den gleichermaßen angespannt wie offen wirkenden Charakter des Selbstbildnisses, verstellt aber auch leicht den Blick auf die ganz eigene Qualität des Damenporträts. Es »beweist die Solidität der französischen Malkonvention. […] Es ist etwa in der Art Carrières gemalt, aber fester, männlicher und konsistenter. Der Kopf ist etwas künstlich ins Licht gerückt, doch innerhalb solcher Künstlichkeit sehr solide und zart gemalt. Am besten sind die Hände auf dem hellen Buch« (K. Scheffler, Die Nationalgalerie zu Berlin, Berlin 1912, S. 237). Das Bild gehört zu der Auswahl an ausländischen Werken, die Kaiser Wilhelm II. und Hugo von Tschudi noch vor ihrem Zerwürfnis auf der Internationalen Kunstausstellung Berlin 1896 vornahmen. | Angelika Wesenberg